Herbstliche Pilztage der VAM e.V. 2020

Herbstliche Pilztage der VAM e.V. 2020

Einige Tage vor dem geplanten Termin (15.10.20) gab es im Verein Bedenken, die Tagung wie geplant durchzuführen. Deutschlandweit waren die Zahlen für Erkrankungen an der ansteckenden Corona-Grippe wieder gestiegen. Doch für Sachsen und das Vogtland gab es keine behördlich angeordneten Einschränkungen, außer das Einhalten der Hygieneregeln. Der für das Wochenende angekündigte Dauerregen bei recht niedrigen Temperaturen ruft bei einem Wald- und Pilzfreund eher euphorische Gefühle hervor, denn das Wasserdefizit der letzten Jahre hat zu dramatischen Schäden an Fichten und zunehmend, vor allem durch den rapide gesunkenen Grundwasserspiegel, auch an der Kiefer gesorgt.

Am Treffpunkt unserer ersten Exkursion in den Wald nördlich von Wohlhausen mit dem Ziel, das renaturierte Moor „Schindelgesäuere“ zu besuchen, ließ sich für einen kurzen Moment sogar ein Stück blauer Himmel sehen. Auch der nachfolgende leichte Regen konnte die Begeisterung über die zahlreichen Pilzfunde nicht trüben.Nach der Pilzbestimmung am Nachmittag wurden 115 Arten registriert, dazu 11 phytoparasitische Kleinpilze. Wir freuten uns, dass Peter Welt, der Vorsitzende der „Pilzfreunde Chemnitz“ e. V. an diesem Tag unsere Tagung besuchte.

Am Abend sprach Brigitte Gerischer gewissermaßen im Nachtrag über die umfangreichen Renaturierungsmaßnahmen des Schindelgesäuere, die im Rahmen der Wiederherstellung der ursprünglichen Gegebenheiten vom Umweltschutz und Forst durchgeführt wurden. Da die Moore weltweit Treibhausgase binden, mehr als die Wälder, Lebensraum extrem gefährdeter Arten darstellen, ist man bestrebt, die dafür notwendigen Lebensräume wieder herzustellen. Moosbeere, Sonnentau, Wollgras, Arnika, Knabenkräuter u.v.m. bieten schließlich auch seltenen Tierarten Nahrung und Schutz, und ziehen natürlich auch das Vorkommen besonderer Pilze nach sich, z. B. Saftlinge.

Am Sonnabend war das Exkursionsziel das NSG Zauberwald südlich von Zwota an der tschechischen Grenze. Es ist seit 1961 Totalreservat, von einem Zaun umgeben, so dass ein mosaikartiges Nebeneinander von Zerfalls- und Verjüngungsstadien besteht. Junge Buchen, Fichten und auch Tannen haben eine Chance zum Wachsen, und das Totholz bietet vielen Lebewesen einen Lebensraum. Uns interessierten natürlich besonders die Pilze , und von denen gab es besonders auf Totholz außerordentlich viele. Unter den fast 140 Arten (es müssen einige noch nachbestimmt werden), dazu Phytoparasiten, können als erwähnenswert genannt werden: Geschichteter Zähling, Weißflockiger Faserling, Klebriger Schleierseitling, Würziger Tellerling, Fälblingsähnlicher Rötelritterling.

Friedemann Klenke vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie nahm an unserer Tagung teil und informierte am Exkursionsort über die geplanten Vorhaben am Zauberwald. Das NSG soll um ein fast 4 ha großes Areal mit alten Fichten und Buchen erweitert werden. Seltene Pilzarten sind wie Pflanzen und Tiere ein Grund, diese Gebiete zu schützen. Er gab im NUZ einen Einblick in die ersten beiden Teile des im Sommer 2021 erscheinenden „Pilzatlas von Sachsen“, an dem auch unser  Verein durch die Eingabe von Pilzfunden in das Mykis-Programm beteiligt  ist. Jetzt fehlen noch die Ascomyceten, die in einem nächsten Band erscheinen sollen. Funddaten von Basidiomyceten werden auch weiterhin erfasst. Denn solch ein Werk, so umfassend es auch ist, stellt immer nur eine Aufnahme der gegenwärtigen Situation dar.

Die Vorstellung der gefundenen Pilze übernahm Christel Eisenschmidt, eine Pilzberaterin in spe. Mit ihr gehören zu unserem Verein 14 Pilzberater und z. Zt. 52 Mitglieder.

Am Sonntag beschloss unser Mitglied Dr. Heinrich Dörfelt die Tagung mit einem sehr informativen Vortrag über das riesige Sibirien. Er stellte die verschiedenen Lebensräume zwischen dem Ural und Kamtschatka mit eigenen Bildern und Schilderungen vor, die wie immer durch seine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke in rhetorisch brillanter Art und Weise die Zuhörer begeisterten.

Die Versorgung der insgesamt 23Teilnehmer übernahmen die Mitglieder des Vereins, was natürlich bedeutete, dass wertvolle Zeit mit Küchendienst gebunden war, die sie lieber für Pilzbestimmungen verwendet hätten.

Das gesellige Beisammensein am Abend trug mit persönlichen Gesprächen und Musik zum Zusammenhalt der Teilnehmer bei.

Treffpunkt zur Exkursion am Freitag:

Parkplatz am NSG Zauberwald

Im NSG Zauberwald

Lebensräume in Sibirien, Vortrag von  Dr. H. Dörfelt:

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